Digitale Diagnose: Warum Ihre Praxis-IT regelmäßige Check-ups braucht

Täglich behandeln Sie Ihre Patienten mit höchster Sorgfalt – doch wer kümmert sich um die Gesundheit Ihrer IT-Systeme?
Arztpraxen und medizinische Einrichtungen sind besonders attraktive Ziele für Cyberkriminelle. Das bestätig auch das deutsche Bundesamt für Sicherheit in der Informationstechnik (BSI): In zwei Studien identifizierte das BSI erhebliche Sicherheitsmängel in Arztpraxen, darunter unzureichender Schutz vor Schadsoftware, mangelndes Patchmanagement und fehlende Back-ups. Ein Bericht des Unternehmens SoSafe hebt hervor, dass Ransomware-Angriffe 54 % aller Cyber-Sicherheitsvorfälle im Gesundheitswesen ausmachen.
Erfolgreiche Ransomware-Angriffe können Ihre Praxis buchstäblich zum Stillstand bringen: keine Zugriffe auf Patientenakten, blockierte Termin- und Abrechnungssysteme und im schlimmsten Fall kompromittierte sensible Gesundheitsdaten Ihrer Patienten. Doch mit dem richtigen Schutz für Ihre IT-Systeme können Sie die Angriffsfläche deutlich reduzieren. Hier sind die 8 häufigsten Schwachstellen, die Cyberkriminelle ausnutzen – und wie Sie Ihre Praxis effektiv schützen können.
1. Leicht zu knackende Passwörter
In der hektischen Praxisumgebung besteht oft die Versuchung, einfache Passwörter für mehrere Systeme zu verwenden oder sie auf Notizzetteln am Monitor zu hinterlegen. Doch damit schaffen Sie ein ernsthaftes Sicherheitsrisiko – insbesondere bei den Zugängen zu Praxisverwaltungssystemen.
Praxistipp: Führen Sie einen Passwort-Manager für das gesamte Praxisteam ein und nutzen Sie für kritische Systeme unbedingt die Zwei-Faktor-Authentifizierung. Für den Notfall sollten die Hauptpasswörter in einem versiegelten Umschlag im Tresor aufbewahrt werden.
2. Unzureichende Zugriffskontrolle
Wenn Administratorenrechte für die Praxissoftware gleichzeitig an mehreren Arbeitsplätzen genutzt werden, kann ein kompromittierter Rechner schnell zum Einfallstor für das gesamte System werden. Besonders kritisch: Wenn die Fernwartung durch IT-Dienstleister ohne klare Zugriffsregelungen erfolgt.
Praxistipp: Trennen Sie konsequent zwischen normalen Benutzerkonten für die tägliche Arbeit und Administrator-Zugängen für Systemänderungen. Legen Sie fest, wer in der Praxis spezielle Rechte benötigt (z.B. für Abrechnungszwecke) und beschränken Sie diese auf das Notwendige.
3. Mangelhafte Datensicherung
Bei einer Ransomware-Attacke kann die gesamte digitale Patientendokumentation verschlüsselt werden. Ohne funktionierende Backups ist Ihre Praxis handlungsunfähig – ein Ausfall kann nicht nur teuer werden, sondern gefährdet im Extremfall sogar die Patientenversorgung.
Praxistipp: Folgen Sie dem 3-2-1-Prinzip: Drei Kopien Ihrer Daten, auf zwei unterschiedlichen Medientypen, mit einer Kopie außerhalb der Praxis. Achten Sie darauf, dass mindestens ein Backup-Medium physisch vom Netzwerk getrennt und an einem sicheren Ort aufbewahrt wird. Testen Sie regelmäßig, ob sich die Daten tatsächlich wiederherstellen lassen – insbesondere die Patientendatenbank Ihres Praxisverwaltungssystems.
4. Unterschätztes Risikobewusstsein
Phishing-E-Mails, die vermeintlich von der KV oder der Ärztekammer kommen, sind ein häufiger Angriffsvektor. Auch gefälschte Rechnungen für Praxisbedarf oder vermeintliche Patientenanfragen können Schadsoftware enthalten.
Praxistipp: Schulen Sie Ihr gesamtes Praxisteam regelmäßig zu aktuellen Bedrohungen. Etablieren Sie klare Regeln für den Umgang mit E-Mail-Anhängen und führen Sie eine Zweitsicht für verdächtige Nachrichten ein. Besonders wichtig: Sensibilisieren Sie Ihr Team für Social-Engineering-Angriffe, bei denen sich Angreifer als IT-Support oder KV-Mitarbeiter ausgeben.
5. Der IT-Dienstleister als Risikofaktor
Viele Praxen vertrauen bei der IT-Betreuung auf externe Dienstleister. Doch nicht jeder IT-Betreuer verfügt über spezifisches Wissen zu medizinischen Systemen und deren Sicherheitsanforderungen gemäß Datenschutz-Grundverordnung und Patientendaten-Schutz-Gesetz.
Praxistipp: Achten Sie bei der Auswahl von IT-Dienstleistern auf Erfahrung im Gesundheitswesen. Fragen Sie nach Referenzen anderer Praxen und prüfen Sie, ob sie mit den besonderen Anforderungen von Telematikinfrastruktur und Praxisverwaltungssystemen vertraut sind. Vereinbaren Sie verbindliche Reaktionszeiten für Notfälle und dokumentieren Sie Fernwartungszugriffe gemäß den Vorgaben des Datenschutzes.
6. Ungepatchte Systeme
Medizinische Software und Betriebssysteme in der Praxis müssen regelmäßig aktualisiert werden – ähnlich wie Sie Ihren Patienten Auffrischungsimpfungen empfehlen. Besonders kritisch sind die in Praxen genutzten Systeme von Microsoft, aber auch Spezialanwendungen für die Abrechnung oder Bildgebung.
Praxistipp: Legen Sie einen festen Zeitpunkt für Updates fest – etwa einmal wöchentlich nach Praxisschluss – und dokumentieren Sie dies im Qualitätsmanagement. Für medizinische Geräte mit veralteten Betriebssystemen (z.B. ältere Ultraschallgeräte oder EKGs mit Windows XP) gilt: Diese sollten niemals direkt mit dem Internet verbunden sein und in einem separaten Netzwerk betrieben werden.
7. Unbemerkter Datendiebstahl
Moderne Sicherheitslösungen können verdächtige Aktivitäten erkennen, doch in der Praxis werden diese Warnungen oft ignoriert oder nicht richtig interpretiert. Gerade in Arztpraxen, wo das IT-Sicherheitswissen begrenzt ist, kann dies fatal sein.
Praxistipp: Prüfen Sie, ob Ihr IT-Dienstleister ein aktives Monitoring Ihrer Systeme anbietet. Besonders wichtig: Lassen Sie sich ungewöhnliche Zugriffe auf Ihre Patientendatenbank sofort melden. Dokumentieren Sie diese Überwachung in Ihrem Verarbeitungsverzeichnis gemäß DSGVO, um gleichzeitig Datenschutzauflagen zu erfüllen.
8. Altlasten in der IT
In vielen Praxen sind noch Altgeräte im Einsatz, die nicht mehr sicher betrieben werden können. Das betrifft nicht nur medizinische Spezialgeräte, sondern auch Praxisserver mit abgekündigten Betriebssystemen.
Praxistipp: Erstellen Sie einen Modernisierungsplan für Ihre IT-Infrastruktur. Nutzen Sie Investitionsabschreibungen und Förderprogramme. Besonders wichtig: Planen Sie den Austausch kritischer Komponenten rechtzeitig vor dem Support-Ende – nicht erst, wenn der Hersteller keine Sicherheits-Updates mehr liefert.
Fazit: Ein gesundes IT-System für eine gesunde Praxis
Genau wie präventive Maßnahmen bei Ihren Patienten Krankheiten vorbeugen können, ist auch bei Ihrer Praxis-IT Vorsorge die beste Medizin. Ransomware-Angriffe sind keine abstrakte Bedrohung mehr – sie treffen täglich Gesundheitseinrichtungen. Mit den oben genannten Maßnahmen können Sie jedoch Ihre digitale Immunabwehr deutlich stärken. Besonders wichtig für Ärzte und Praxisbetreiber: Bedenken Sie, dass Sie nicht nur rechtlich, sondern auch ethisch zum Schutz der Ihnen anvertrauten Patientendaten verpflichtet sind. Investieren Sie daher regelmäßig Zeit und Ressourcen in die IT-Sicherheit Ihrer Praxis – es ist eine Investition in Ihre Arbeitsfähigkeit und das Vertrauen Ihrer Patienten.
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