Informationsvideos von Ärzten: So nutzen Sie das Bewegtbildformat für Ihre Praxis

Als Ärztin bzw. Arzt beantworten Sie immer wieder dieselben Fragen Ihrer Patient:innen, zum Beispiel zu Krankheitsbildern oder häufigen Behandlungen. Das kann in Zukunft ein Informationsvideo erledigen – und Ihnen Zeit sparen. Plus: Video-Content dient Ihnen als vertrauensbildendes Marketing-Tool und fördert die Akquise neuer Patient:innen. Lilly Kaltenbrunner hat sich auf solche Videos spezialisiert, in denen Ärztinnen und Ärzte medizinische Informationen vermitteln. Im Interview beantwortet sie die wichtigsten Fragen zum Bewegtbildformat.

it4med: Frau Kaltenbrunner, Sie produzieren Informationsvideos für Ärztinnen und Ärzte. Was können wir uns darunter vorstellen?

Lilly Kaltenbrunner: Ärztinnen und Ärzte investieren jeden Tag viel Zeit, ihren Patientinnen und Patienten immer wieder dieselben Dinge zu erklären. Was sind die häufigsten Symptome eines Krankheitsbildes? Wie funktioniert eine Knie-OP? Wie putze ich mir richtig die Zähne? Es sind Fragen, die oft kommen oder komplexe medizinische Sachverhalte oder Themen betreffen. In solchen Fällen sind Informationsvideos das perfekte Tool: Wir nehmen einmal ein Video auf, indem der Arzt oder die Ärztin die relevanten Punkte verständlich erläutert. Dieses Video finden Patientinnen und Patienten dann auf der Praxis-Website, in Social Media oder bekommen es sogar per E-Mail vor Ihrem Besuch in der Ordination zugesandt – und der Arzt oder die Ärztin spart sich Zeit.

Die Zeitersparnis ist also ein Asset von Informationsvideos. Welche Vorteile bietet das Bewegtbildformat noch?

Videos können etwas, das kein anderes Format kann: Sie zeigen einen Menschen in Bewegung, seine Gestik und Mimik, wir hören seine Stimme dazu. Es ist fast so, als würde uns die Person gegenüber sitzen. Das schafft Vertrauen und Sympathie, es nimmt die Angst – was gerade bei Ärztinnen und Ärzten entscheidend ist. Immerhin legen die Patientinnen und Patienten ein wertvolles Gut – ihre Gesundheit – in deren Hände. Außerdem behalten wir die Bilder der Videos besser im Kopf als zum Beispiel geschriebene Informationen.

„Videos eignen sich wie kein anderes Format zum Vertrauensaufbau.“

Wie kann ich als Ärztin oder Arzt ein Informationsvideo einsetzen?

Stellen Sie sich einen Kniespezialisten vor. In der Skisaison erklärt er bestimmt fünf Mal pro Woche, was bei einem Kreuzbandriss passiert und wie die anschließende OP verläuft. Wenn von einem Betroffenen eine Anfrage per E-Mail bekommt, kann er noch vor dem ersten Praxisbesuch des Patienten Sicherheit geben und Professionalität vermitteln, indem er in seiner Antwortnachricht das Informationsvideo mitsendet. Der Patient hat dann bereits die wichtigsten Basisinformationen und stellt bei seinem Besuch nur noch weiterführende Fragen. Das spart Zeit. 

Wo werden die Informationsvideos noch platziert?

Die Videos können nicht nur an einzelne Patientinnen und Patienten manuell versendet oder auf Screens im Wartezimmer ausgespielt werden. Als digitales Format sind sie vielseitig nutzbar: Sie werden auf der Praxis-Website, auf Social-Media-Accounts der Ärztin bzw. des Arztes und in Blogs platziert – und zwar nicht versteckt auf schwer auffindbaren Unterseiten, sondern ganz prominent auf der Startseite. Ein weiteres Ziel ist, dass die Videos in Suchmaschinen wie Google und auf der Videoplattform YouTube gefunden werden. Wenn ein Patient dann nach “Kreuzbandriss OP” sucht, sollte er auf das Informationsvideo des Kniespezialisten stoßen – und im besten Fall danach einen Termin in der Praxis vereinbaren.

Wenn ich eine Ärztin oder einen Arzt google, eine schöne Website mit allen wichtigen Infos vorfinde, gute Bewertungen lese und dann auch noch ein Video sehe, das mir vermittelt: ‘Die oder der weiß, was er tut, ist ein Profi und sympathisch’ – dann werde ich mir einen Termin in der Praxis buchen.

Woran kann ich als Ärztin oder Arzt erkennen, dass meine Informationsvideos genutzt werden?

Zum Beispiel an den Zahlen auf der Videoplattform YouTube. Ich verlinke die Informationsvideos dort und sehe dann genau: Wie viele Leute haben das Video gesehen? Wie lange haben sie es angeschaut? Wohin haben sie geklickt? Ich weise meine Kundinnen und Kunden darauf hin, dass es am Anfang eine Zeit dauert, bis die Videos sozusagen in Umlauf kommen. Auf lange Sicht gilt: Websites mit Videos werden in Google höher gerankt als solche ohne Videos. 

Das bringen Ihnen Informationsvideos

Welche unterschiedlichen Arten von Informationsvideos gibt es?

Es gibt zwei bzw. drei Möglichkeiten. Erstens: Die Ärztin oder der Arzt setzt sich vor die Kamera und spricht hinein. Die Fragen werden eingeblendet. Zweitens: Die Ärztin oder der Arzt spricht ebenso in die Kamera, dazwischen werden aber immer wieder Schnittbilder, zum Beispiel von der Ordination, von Behandlungen oder Erklärmaterial – etwa “Wie putze ich richtig die Zähne?” – eingespielt. Drittens: Bei komplexen Themen haben wir außerdem die Möglichkeit, mit 3D-Animationen zu arbeiten, etwa um komplizierte Geräte und Vorgänge wie ein CT oder MRT verständlich zu machen.

Woher kommt der Inhalt für die Informationsvideos?

Von den Ärztinnen und Ärzten – denn sie wissen am besten, welche Fragen ihre Patientinnen und Patienten haben, was erklärungsintensive Themen sind und wo es immer wieder Missverständnisse gibt. Gemeinsam legen wir dann das Ziel des Videos fest und schnüren die Fragen in einem Konzept fest. Dabei gehe ich individuell auf meine Kundinnen und Kunden, ihre Spezialgebiete, aber auch ihre persönliche Art ein. Bei Videos ist es immerhin besonders wichtig, dass Menschen authentisch und nahbar wirken. 

Müssen sich die Ärztinnen und Ärzte auf den Dreh speziell vorbereiten oder üben?

Nein, denn sie kennen ja alle Fragen und Antworten. Außerdem müssen sie keine Schauspielerei praktizieren, sondern der Dreh soll Spaß machen. Was das Wohlgefühl vor der Kamera betrifft, gibt es unterschiedliche Typen: Manche Ärztinnen und Ärzte setzen sich ohne Vorgespräch hin, reden flüssig in die Kamera und wir haben das Video sehr schnell im Kasten. Andere brauchen eine kleine Aufwärmphase, um die Berührungsangst zu verlieren und Sicherheit beim Sprechen zu bekommen. Das macht überhaupt nichts. Wir haben vor Ort genug Zeit und keinen Druck, können jede Frage mehrfach durchgehen. Am wichtigsten ist ein gutes Ergebnis – und das habe ich mit meinen Kundinnen und Kunden noch jedes Mal geschafft. (lacht)

Wie ist der genaue Ablauf von der Beauftragung bis zum fertigen Video?

Der Prozess ist unkompliziert und einfach: Nach einem ersten 15-minütigen Meeting bzw. Briefing erstelle ich ein Konzept und stimme es mit der Ärztin bzw. dem Arzt ab. Dann geht es schon in die Produktion: Wir suchen uns einen Drehtag aus. Ich biete auch an, am Wochenende in die Praxis zu kommen, wenn das für meine Kundinnen und Kunden eine Erleichterung ist. Am Drehtag komme ich in die Praxis, baue mein Equipment auf, wir filmen zwei Stunden und das war es auch schon. Dann bearbeite ich die Videos, hinterlege sie mit Musik und Fragen. Innerhalb einer Woche haben meine Kundinnen und Kunden ein Ergebnis.

Welches Equipment bringen Sie zum Dreh mit?

Ich bin eine der wenigen, die Smartphonefilmmaking machen – und soweit ich weiß die einzige, die sich auf Ärztinnen und Ärzte spezialisiert hat. Das heißt, ich komme mit einem iPhone, Licht und Ton zum Dreh. Mehr brauche ich nicht, um Top-Videos zu produzieren. Das ist wesentlich einfacher, als eine Riesenkamera mitzuschleppen – für mich, aber vor allem auch für die Ärztinnen und Ärzte. Denn ein Smartphone vermittelt ein ganz anderes, weniger bedrohliches Gefühl, als wenn das große Kameraauge einen anglotzt. 

Smartphonefilmmaking ist ein Trend, der gerade erst bei uns ankommt. Ich brauche nur mein iPhone, um hochprofessionelle Videos zu produzieren. Wenn ich in die Arztpraxis komme, bin ich nach wenigen Minuten startklar.

Ärztinnen und Ärzte haben ein knappes Zeitbudget. Wie viel Zeit müssen sie in die Produktion eines Informationsvideos investieren?

Mir liegt es am Herzen, möglichst zeiteffizient zu arbeiten. Da ich mit dem Smartphone filme, habe ich vor Ort das Equipment rasch aufgebaut und wir können sofort loslegen. Natürlich gibt es auch Unterschiede, wie schnell wir gute Aufnahmen im Kasten haben. Manche Ärztinnen und Ärzte fühlen sich sofort wohl und plaudern drauflos, andere brauchen eine Aufwärmphase. Ein realistischer Wert: In zwei Stunden produziere ich vier Informationsvideos mit einer Länge von etwa drei bis fünf Minuten. Manchmal geht es noch schnell und wir schaffen sechs Videos. 

Wie viele Informationsvideos brauchen Ärztinnen und Ärzte?

Hier gibt es keine Vorgaben. Ich habe Kundinnen und Kunden, mit denen ich einmal im Monat vier Videos produziere, sodass sie jede Woche eines ausspielen können. Es ist sinnvoll, Plattformen wie YouTube laufend zu füttern. Mit der Zeit wächst die Followerzahl und man kann beobachten, welche Videos gut performen und welche weniger gut. Für viele Ärztinnen und Ärzte übernehme ich auch die Vermarktung auf YouTube und Co. Denn das ist eine komplexe Angelegenheit, bei der es viele Dinge zu beachten gilt.

Zum Schluss sehen wir uns noch zwei Beispiele Ihrer Arbeit an. Lilly, danke für deine Zeit!

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